Warum Fernsehwerbung die Agentur sitegeist bewog, auf Flownative Beach zu setzen
Die Hamburger Digitalagentur sitegeist ist ein erfahrener Player im Neos-Ökosystem. Sie war bei Neos von Beginn an aktiv mit dabei, beschäftigt eigene Core-Entwickler und gestaltet seit Jahren das Open-Source-Projekt aktiv mit.
Martin Ficzel, Senior Developer bei sitegeist und Mitglied im Neos-Kernteam, betreut einige der wichtigsten Neos-Kunden und weiß genau, was einem am Wochenende den Schlaf rauben kann. Mit uns hat er über verschiedenfarbige Deployments, Zauberstäbe und klare Verantwortlichkeiten gesprochen.

Das Neos-Team bei sitegeist arbeitet hauptsächlich an komplexen Projekten für den Tourismus-Sektor
Es ist Sonntagabend, 20:15 Uhr, Hauptsendezeit. Irgendwo im Fernsehen läuft ein Werbespot für eine große Hotelkette. Martin Fizcel sitzt gerade entspannt mit seiner Familie zusammen als plötzlich … nichts passiert. Die Website des Kunden läuft genauso entspannt weiter, während die Serverinfrastruktur im Hintergrund automatisch skaliert.
"Es gibt einfach die Situation, wo Werbung im Fernsehen geschaltet wird und mit einer Lastspitze zu rechnen ist", erklärt der Senior Developer der Hamburger Digitalagentur sitegeist nüchtern. "Das ist der Grund, warum unser Kunde eine skalierbare Hosting-Lösung gefordert hat. Und er hat absolut recht damit."
Magic Wand und andere Geheimnisse
Wer Martin und sein Team bei sitegeist besser kennenlernen will, muss zunächst ihre Leidenschaft für kreative Namen begreifen. Da gibt es Pakete mit Namen wie "Sitegeist Magic Wand", "Klar Schiff" oder andere fantasievolle Bezeichnungen, die in der Neos-Community längst Kultstatus erreicht haben. "Seitdem haben wir bei jedem Paket den Anspruch, einen originellen Namen zu finden", grinst Ficzel. "Wird auch immer im Team kurz besprochen. Soll immer was mit dem Thema zu tun haben, aber auch zum Nachdenken und gerne zum Schmunzeln anregen."
Mittlerweile hat sitegeist mehr als 50 Erweiterungen für Flow und Neos veröffentlicht. Was wie eine nette Geste aussieht, hat aber noch einen weiteren, wichtigen Hintergrund. "Wir veröffentlichen das, weil es die Arbeit für uns leichter macht", erklärt der Entwickler, der seit fast zehn Jahren bei sitegeist arbeitet. Jedes externe Package zwingt das Team zu sauberer Architektur und ermöglicht es gleichzeitig, Lösungen projektübergreifend zu nutzen. "Der Code wird nicht weniger, weil man ihn teilt und veröffentlicht, sondern er wird einfach nur einfacher zu nutzen."
Maßgeschneiderte Buchungsstrecken
Bei sitegeist dreht sich alles um Tourismus. Das Team entwickelt Websites für mehrere Hotelketten, "auch Metafirmen, die mehrere Hotelketten betreiben", wie Ficzel erklärt. Es geht dabei um "große Webseiten für dutzende Hotels inklusive Buchungsstrecken" – aber nicht um Standard-Software von der Stange.
"Nicht irgendeine Buchungsstrecke, sondern eine Buchungsstrecke, die genau für diese Hotelkette sinnvoll ist", betont er. Der Aufwand lohnt sich: "Das hat deutliche Auswirkungen auf den Erfolg, wenn man das nicht von der Stange nimmt, sondern selbst baut und dann auch kontinuierlich weiterentwickelt."
» Das klassische Problem ist halt immer: Wer ist zuständig? «
Zurück zu dem Problem mit der Fernsehwerbung. Bevor sitegeist überhaupt an Skalierung denken konnte, musste eine andere Hürde überwunden werden – eine, die fast jeder Webentwickler kennt.
"Das klassische Problem ist halt immer: Wer ist zuständig?", beschreibt Ficzel das Dilemma. "Es gibt die Administration und die Applikationsebene, und spätestens bei der Webserver-Konfiguration wird es wirklich schwierig, wo nicht mehr klar ist, wer sich verantwortlich fühlt."
Das klingt theoretisch, wird aber schnell sehr praktisch: "Es gibt immer diesen unklaren Bereich, und in dem passieren komische Bugs. Und in dem passieren Dinge, für die sich erstmal keiner zuständig fühlt, die dann erst dem Kunden auffallen." Bei einem Hotelbuchungssystem kann das teuer werden – im wahrsten Sinne des Wortes.
Von TYPO3 zu Neos: Ein pragmatischer Weg
Ficzels Weg in die Webentwicklung begann pragmatisch: "Ich habe Leute gefragt, die gerade vom Studium kamen: Was würdet ihr für ein CMS nehmen?" TYPO3 fiel als erstes Stichwort. Nach Jahren mit dem System kam dann Neos ins Spiel. "Neos hat die Sachen, die man aus TYPO3 wollte, noch ein bisschen besser abgebildet. Noch direkter, noch flexibler."
Besonders das Content-Modeling hatte es ihm angetan: "Gerade das Selbstmodellieren der Contents war das, was mich angesprochen hat, was wir sehr intensiv seitdem machen. Seitdem habe ich auch nicht wirklich das Bedürfnis, was anderes zu benutzen."
Expertise auslagern
Die erste größere Zusammenarbeit mit Flownative entstand bei einem anspruchsvollen Projekt für einen großen Dienstleister in der Unterhaltungsbranche. sitegeist sollte Neos hochskalierbar mit Kubernetes in der Kundeninfrastruktur betreiben. "Wir haben die Kubernetes-Themen schlicht und ergreifend an Flownative ausgelagert, weil wir da kein eigenes Know-how haben, jedenfalls nicht auf diesem Niveau", erklärt Ficzel.
Das Projekt funktionierte auch deshalb gut, weil die Grenzen klar definiert waren: sitegeist übernahm die Anwendungslogik, Flownative die Infrastruktur. Eine Arbeitsteilung, die später zum Modell für weitere Projekte werden sollte.

Martin Ficzel ist seit vielen Jahren leidenschaftliches Mitglied des Neos-Kernteams
Foto: PrivatBeach oder die Kunst, nicht alles selbst machen zu müssen
Der entscheidende Schritt kam mit dem Großprojekt für eine Hotelkette. Das Problem: Fernsehwerbung und die daraus resultierenden Lastspitzen. "Deswegen wollten wir auf ein System, wo nach Belieben auch kurzfristig hochskaliert werden kann und wieder unterskaliert, wenn die Lastspitze vorbei ist."
Die Alternative wäre ein selbstgebautes Kubernetes-Setup gewesen. "Dann wäre die Frage gewesen: Wer ist dann dafür zuständig? Das hätte eine riesen Administrationsaufgabe bedeutet", so Ficzel. "Das nimmt uns Beach vollständig ab. Wir haben die skalierbare Umgebung, ohne ein Kubernetes selbst betreiben zu müssen."
Support ohne "der Server läuft doch"-Mentalität
Was sitegeist bei Flownative besonders schätzt: den direkten Zugang zu weiteren Neos-Experten. "Ich wüsste niemanden bei Flownative, der nicht sofort kompetent wäre, ein Neos-Problem zu lösen", sagt Ficzel. Der Unterschied zu anderen Hostern wird schnell deutlich: "Bei den meisten anderen Admins bekommt man sehr schnell zu hören: Also unser Server läuft, ich weiß nicht, was Ihre Applikation da macht, da müssen Sie selbst mal schauen."
Das sei technisch korrekt, aber nicht hilfreich. "Das ist etwas, was wir bei Flownative nie erlebt haben. Ihr habt wirklich immer bis in die Applikation geschaut und eine Lösung gefunden, um das Problem zu lösen – nicht nur den Server dazu zu bringen, Status 200 auszuliefern."
Blau-grüne Deployments
Zu Martin Ficzels Lieblingsfunktionen in Beach zählen die Blue-Green-Deployments. "Das ist eine Umgebungsvariable, die bei jedem Deployment abwechselnd auf grün oder blau steht", erklärt er die simple Funktion. "Das ermöglicht uns während der Deployments mit zwei separaten Caches zu arbeiten – dem, der aktuell live ist und dem, der nach dem Deployment übernehmen soll. Das stellt sicher, dass ein Deployment mit leeren Caches starten kann, ohne die Caches für die letzten Pods des letzten Deployments zu zerstören. Das ist eines der großen Learnings aus dem Cloud-Betrieb."
Solche Features entstehen aus der direkten Zusammenarbeit zwischen sitegeist und Flownative. "Beach ist super opinionated", erklärt Ficzel. "Es abstrahiert sehr viel von uns weg, aber dafür sind das auch Dinge, um die wir uns im Alltag nicht kümmern müssen. Wenn wir eine spezielle Einstellung brauchen, sind wir auf die Kooperation angewiesen – und bisher haben wir immer eine Lösung gefunden."
Der Preis der Skalierbarkeit
Natürlich hat Cloud-Betrieb seinen Preis – nicht nur finanziell. "Ein geclustertes System ist immer einen Tick langsamer, weil Systeme für Caches und Datenbanken über das lokale Netzwerk kommunizieren", erklärt Ficzel ehrlich. "Andererseits hat ein System auf einer physischen Maschine nicht die Skalierbarkeit und Ausfallsicherheit."
» Wenn man vor allem Neos oder Flow betreibt, wüsste ich nicht, warum man was anderes verwenden sollte «
Die Optimierung für den Cluster-Betrieb sei ein "never-ending Process", aber gleichzeitig auch ein Lernprozess. "Da muss man überlegen: Welche Caches sind auf den einzelnen Pods, welche sind geteilt, welche müssen beim Deployment geupdatet werden. Aber wir arbeiten eben auch im Sinne unserer Kunden mit einem Anspruch, den man nicht durch pauschale, einfache Lösungen erschlagen kann."
Eine Empfehlung für Profis
"Wenn man vor allem Neos oder Flow betreibt, wüsste ich nicht, warum man was anderes verwenden sollte", fasst Ficzel seine Beach-Empfehlung zusammen. Besonders die Zukunftssicherheit überzeugt: "Man kann klein starten, aber ich finde es super hilfreich, bei allem, was professionell ist, von Anfang an vorzusehen, dass man skalieren kann."
Heute, mehrere Jahre nach dem ersten Beach-Projekt, zieht Martin Ficzel ein positives Fazit. Das Problem der unscharfen Zuständigkeiten? Gelöst. "Ich bin nur für den Applikationslayer zuständig und Flownative vollständig für den Infrastrukturlayer. Wir wissen sehr genau, wer wofür zuständig ist."
Und wenn doch mal wieder Fernsehwerbung für Lastspitzen sorgt? "Mit Beach weiß man einfach ganz genau: Das ist eine Option, die habe ich jederzeit – auch unter Zeitdruck."